Kennen Sie das?
Sie haben ein Pferd, das krank ist und wissen nicht mehr weiter? Alle anderen in Ihrem Stall aber wissen was zu tun wäre?
Eine wirklich verzweifelte Pferdebesitzerin bat mich um Rat.
Aber von vorne, was ist passiert?
"Was soll ich jetzt als erstes tun?" fragte sie mich, und fing mir mit Tränen in den Augen an zu erzählen.
Sie erzählte mir die sehr lange Leidensgeschichte ihres Pferdes, über all die gescheiterten Therapieversuche.
Auch, wie sie sich zu gewissen Therapien von ihren Stallkolleginnen gezwungen fühlte, weil es sonst heisst, sie schaue ihrem Pferd nicht gut.
Sie drückte mir den Therapieplan in die Hand, der ihr von einem selbsternannten Therapeuten empfohlen wurde.
Natürlich sollte sie gleich alles miteinander dort kaufen und die Produkte könnten gleichzeitig ihrem Pferd verfüttern werden.
Absolut kein Problem!
Dieser Therapieplan sah wie folgt aus:
- eine komplette Darmsanierung
- Entgiftung der Leber
- Unterstützung des Stoffwechsels
- Futter zur Vorbeugung eines Magengeschwürs, obwohl das Pferd keines hat, aber es sei prädestiniert dazu
- Futter gegen die Arthrose, die das Pferd vermutlich hat, weil es über 18 Jahre alt ist
Aber was hatte das Pferd denn nun wirklich?
Wir kämpften uns gemeinsam durch den Dschungel.
Erstens definierten wir: "Was heisst es, einem Pferd gut zu schauen?"
Manchmal, so scheint es mir, ist es für den einen Pferdebesitzer erst gut genug, wenn sich der Liebling schon fast im Wohnzimmer
aufhalten darf und ein Menü in 5 Gängen erhält. Natürlich gekocht, geschnitten und auf einem Silbertablett serviert.
Der Nachtisch ist unentbehrlich.
Für den anderen Pferdebesitzer reicht es vollkommen, wenn das Pferd artgerecht gehalten wird, sein Futter, seine Pflege, die benötigte Bewegung, seinen Freilauf, die Möglichkeiten auf Sozialpflege und noch einige, bescheidene Dinge erhält.
Als zweites nahmen wir den Hamster aus dem Rad. Wie bitte?
Wir kamen zu dem Schluss, dass sogenannte Erkrankungen gar keine Krankheiten sind, sondern zu welchen gemacht wurden.
Durch die grosse Sorge um die Gesundheit Ihres Pferdes und die Angst vor den Stallkolleginnen, als fürsorgliche Pferdebesitzerin
zu versagen, wurde das Hamsterrad immer wieder von neuem angetrieben. Immer schneller, so schnell, dass es nicht mehr möglich war, auf die Bremse zu treten und
auszusteigen.
Drittens, ein neues Leben für Pferd und Besitzerin!
Das Pferd ist (wieder) gesund und die Besitzerin möchte sich künftig mehr auf ihr Bauchgefühl verlassen.
Manchmal ist weniger einfach mehr!